Cliff Winkler schreibt wegen ungenutzter Termine an Sachsens Sozialministerium
Ein Bericht von Olaf Barth

Tauchas Stadtwehrleiter Cliff Winkler mit dem Schreiben an Sachsens Sozialministerium. Darin fordert er, dass die Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehren geimpft werden.

Taucha.
Die Nachrichten über freie, ungenutzte Impftermine bringen Cliff Winkler auf die Palme. Der 44-Jährige ist Tauchas Stadtwehrleiter und stellvertretender Kreisbrandmeister in Nordsachsen. Schon lange fordert er, dass die Kameradinnen und Kameraden der freiwilligen Feuerwehren sofort geimpft werden müssen. „Wenn es freie Impftermine gibt, sollte es auch keine Impfreihenfolge mehr geben“, sagt er und informiert über eine E-Mail, die er am Donnerstag an das
sächsische Staatsministerium für sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt (SMS) geschrieben hat.
Eine Mail, die ein Brandbrief ist, da sie auf Probleme aufmerksam macht, aufrütteln will – und in der Winkler appelliert, Mitglieder der freiwilligen Wehren, die dies wollen, unverzüglich gegen Corona zu impfen. 1044 Einsatzkräfte würden sich Astrazeneca spritzen lassen.

In seinem Schreiben verweist Winkler auch auf einen kürzlich erschienenen LVZ-Artikel zu diesem Thema, in dem das SMS auf Nachfrage bestätigt hatte, dass die freiwilligen Feuerwehren zur kritischen Infrastruktur gehören. „Wir haben uns in unserem Landkreis organisiert und Zahlen zu impfwilligen Kameradinnen und Kameraden aller Wehren gesammelt. So können wir kurzfristig für Impfungen, die ,übrig‘ bleiben, zur Verfügung stehen. Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt und stehen in den Startlöchern. Wann aber kommt das ,Go‘?“, fragt Winkler. Zudem wisse er aus verlässlichen Quellen, dass jeden Tag Impfstoffe ungenutzt bleiben: „Nun zu lesen, dass es freie Impftermine in so großen Mengen gibt, macht mich etwas wütend.“
Bei den freiwilligen Feuerwehren von 28 Gemeinden das Landkreises Nordsachsen sind laut Winkler1044 Einsatzkräfte ausdrücklich bereit, auch den Impfstoff von Astrazeneca zu akzeptieren. Die Impfbereitschaft liege damit bei circa einem Drittel aller Einsatzkräfte im Kreis.
„Es ist bei uns wie in der Gesellschaft insgesamt. Es gibt eben auch vorsichtig abwartende oder ablehnende Haltungen“, sagt der Tauchaer Wehrleiter. Würde es Termine geben, könnten zum Beispiel in Taucha immerhin mehr als die Hälfte der 43 aktiven Feuerwehrleute geimpft sein.
Winkler nennt in seinem Brief auch Gründe für sein hartnäckiges Drängen: „Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn eine Stützpunktfeuerwehr mit Spezialtechnik im ländlichen Raum die Tore schließen muss? Das kann keine kleinere Wehr ersetzen. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert, wenn jemand im brennenden Haus 25 Minuten auf eine Drehleiter warten muss.“
Außerdem würden die freiwilligen Feuerwehren Rettungsdienste bei Tragehilfen, Öffnungen von Wohnungstüren sowie eingeklemmte Personen unterstützen.
„Dort kommen wir ständig mit Patienten und potenziellen ,Positiven‘ in Kontakt. Teilweise ohne Mundschutz, da dieser auch mal schnell verrutscht und keine Hand frei ist“, schildert Tauchas Wehrleiter.
Deshalb bittet Winkler darum, Impftermine für Einsatzkräfte wie ihn und seine vielen Kameraden vorzuziehen. „Unser Feuerwehrsystem basiert auf ehrenamtlichem Engagement, das ist das Fundament des Feuerwehrwesens in Deutschland. Bitte setzen Sie sich für diejenigen ein, die sich auch für den Freistaat einsetzen, denn das Engagement der Feuerwehrfrauen und -männer geht weit über die Tätigkeit in der eigenen Wehr hinaus. Im Katastrophenfall stehen sie jederzeit zur
Verfügung – und das auch außerhalb ihrer Heimatorte“, schreibt er an das Ministerium.
Eine LVZ-Anfrage vom Freitag, wie das SMS mit Cliff Winklers Schreiben und Thema umgehe, konnte kurzfristig nicht beantwortet werden.
Das Staatsministerium bat um Verständnis und verwies auf nächste Woche.

Foto: Olaf Barth

Impfung: Brandbrief von Wehrleiter