Patenschaften: Eine Möglichkeit die Nachwuchsprobleme in den Freiwilligen Feuerwehren des Kreisfeuerwehrverbandes Delitzsch e.V. zu lösen?

 

Viele der Freiwilligen Feuerwehren klagen darüber, dass Jugendliche fehlen oder, dass diese mitunter leider frühzeitig die Freiwillige Feuerwehr wieder verlassen.

Dafür gibt es etliche Ursachen. Darum soll hier ein Weg aufgezeigt werden, wie vor allem junge Menschen besser in die bestehende Kameradschaft eingebunden werden können.

 

Es ist stets ein Problem, wenn sich Menschen als „Außenseiter“ fühlen oder als solche wahrgenommen werden. Wie ist das in der Feuerwehr? Wie verhalten wir uns gegenüber neuen Kameraden, die in unseren Ort gezogen sind und zunächst nur wenige Menschen in der Umgebung kennen? Wenn die „Neuen“ zu dem lokalen Wehrleiter gehen, sind es selten Neueinsteiger. Oft waren sie bereits an ihren früheren Wohnorten in der Feuerwehr aktiv und wollen weiterhin den in Not geratenen Menschen helfen. Dabei geht es auch oft um die sprichwörtliche Kameradschaft in der neuen Umgebung. Je nach Persönlichkeit, integrieren sich viele Kameraden schnell, manche benötigen aber eine Begleitung, die hilft, den Weg in die Gemeinschaft zu finden.

 

Hier kann eine Patenschaft hilfreich sein. Der Pate hat die Aufgabe, dem oder der „Neuen“ den Weg zu ebnen. Dabei unterscheidet sich die Feuerwehr nicht von anderen Lebensbereichen. In der Feuerwehr kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, denn hier ist der Pate oft auch Ausbilder. Wenn der neue Kamerad/die neue Kameradin aus einer anderen Wehr kommt, gibt es Fragen z.B. zu den lokalen Gerätschaften in den vorhandenen Fahrzeugen. Es ist sicherlich für einen Neuankömmling hilfreich, wenn ihm die Details der Fahrzeuge erklärt und die Bedienung gemeinsam geübt werden.

Der Pate sollte ein in die Gemeinschaft fest integrierter Feuerwehrangehöriger sein. Möglichst im gleichen Alter, damit rasch eine vertraute Bindung entsteht. Es gibt sehr erfolgreiche Beispiele, bei denen diese Patenschaften bis in den privaten Alltag reichen, oder bei denen auch innerhalb der gleichen Arbeitgeber solche Bindungen entstehen. Diese Kameraden stützen sich gegenseitig und gestalten die Dienste sowie Einsätze zum gemeinsamen „Erlebnis“ einschließlich der Gespräche nach dem Einsatz.

 

Noch wichtiger sind solche Bindungen bei den Jugendlichen. Viele Wehren haben das Problem, Jugendliche auch während der Ausbildungs- und Studienzeiten zu motivieren, in der Feuerwehr aktiv zu bleiben. Umso schwieriger ist es, wenn Jugendliche für die Berufsausbildung umziehen müssen und nur gelegentlich an den Diensten teilnehmen können. Junge Menschen, die bereits in der Schule / Freizeit seit ihrer Kindheit miteinander unterwegs und somit auch gemeinsam in der Feuerwehr aktiv sind, haben seltener Probleme, sich zu integrieren. Die Jugendlichen / jungen Erwachsenen kommen auch in den Dienst, um Freunde zu treffen. Probleme in der beruflichen Ausbildung, bei Ausbildungen in der Feuerwehr oder bei schwierigen Einsätzen werden dann gemeinsam besprochen. Als Ergänzung zu den Nachbesprechungen wurde im Landesfeuerwehrverband Sachsen e.V. im Jahr 2015 das Einsatznachsorgeteam (ENT) gegründet, wo die Feuerwehrangehörigen professionelle Hilfe für diese Einsätze erfahren. Auch in unserem Verbandsbereich haben wir Berater des ENT, die kurzfristig vor Ort sein können.

 

Doch wie geht es Jugendlichen, die neu in der Jugendfeuerwehr sind?

Blicken wir auf unsere Statistik 2021.

Wir hatten 575 Jugendliche zum 31.12.2021. Im Jahr 2021 haben wir es gemeinschaftlich geschafft, dass 33 Jungs und 12 Mädchen in die Einsatzabteilungen übernommen wurden. Somit kommen nach wie vor die meisten Kameradinnen und Kameraden aus der Jugendfeuerwehr in die aktive Feuerwehr. Aber was ist mit den 68 Jugendlichen, die die Jugendfeuerwehr im Jahr 2021 verlassen haben?  14 Jugendliche wechselten den Wohnort, doch mehr als 50 Jugendliche erklärten, dass sie keine Lust mehr haben und somit nicht in die Einsatzabteilung übernommen werden wollen. Von Sonderfällen – wie in der Feuerwehr Eilenburg – abgesehen, wo Frauen seitens der Wehrleitung nicht in die Einsatzabteilung der Stadt übernommen werden, sind es Probleme, die die Wehrleitung gemeinsam mit den Jugendwarten bzw. Jugendwartinnen klären sollten

.

Hier können aktive Patenschaften eine Möglichkeit sein, die jungen Menschen zu binden.

Im Gegensatz zu den Erwachsenen, bei denen man „gleichaltrige“ Kameradinnen und Kameraden haben sollte, werden bei jugendlichen Kameraden im Alter ab 20 Jahren eingesetzt. Diese Kameraden sollten bereits in die Dienste der ab 14-jährigen eingebunden werden, damit frühzeitig eine enge Bindung zwischen den Akteuren entstehen kann. Jugendliche sollten „ihren Paten“ selbst wählen können.

Im Gegensatz zu den Erwachsenen ist der Pate hier nicht nur der „Freund“, sondern eben auch der Ausbilder.

In Sachsen können die Jugendlichen ab 16 Jahren eine Truppmann-Ausbildung absolvieren. Nach erfolgreichem Abschluss ist die Teilnahme an Einsätzen möglich. Früher war es so, dass die junge Kameradin/ der junge Kamerad bei Einsätzen an der Seite eines erfahrenen Feuerwehrangehörigen in einem Trupp agierte. Der erfahrene Feuerwehrmann bzw. die erfahrene Feuerwehrfrau zeigt und erklärt die Einsatztätigkeiten und deren Besonderheiten – einschließlich der Gefahren. Der Pate sollte stets eine Vertrauensperson sein.

Am Ende eines Einsatzes / Dienstes wird gemeinsam ausgewertet. Auch Kritik ist wichtig, aber unter vier Augen. Dabei sollte vor allem auf der Basis eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses auch sachliche Kritik nicht fehlen. Damit werden junge Kameraden / Kameradinnen schnellen zu kompetenteren Helfern bei Einsätzen. Was bei Diensten und Einsätzen von manchen Wehrleitern am Ende wie ein Tribunal vor der gesamten Mannschaft abgehalten wird, schreckt nicht nur die junge Generation ab. Oft geschieht dies auf Basis persönlicher Empfindlichkeiten gegen Personen. Kameraden/Kameradinnen lassen sich das einmal gefallen. Aber nach dem zweiten Mal ist es wieder ein Kamerad/eine Kameradin weniger. Hier kann und muss der Pate seinem „Schützling“ helfen.

 

Zusammenfassend steht der Pate als Ansprechpartner für alle Fragen und Probleme zur Feuerwehr bereit und hilft den jungen Menschen sich leichter in die Gemeinschaft der Wehr zu integrieren.

 

Euer Georg